"O.V." (ohne Verein) ist Mitte der 80er Jahre der gängige Begriff unter dem sich so mancher Ischler Laufenthusiast in den Ergebnislisten wieder findet. Die Namenlosigkeit stört eigentlich nicht wirklich, bis sich im Sommer 1986 vier Athleten aufmachen um beim Stubaier Staffel-Marathon anzutreten. Für die Anmeldung zu diesem, über insgesamt 100 km und 7000 hm führenden Berglauf, muss aber jetzt plötzlich doch ein gemeinsamer Name her. Nach äußerst zäher Debatte kann man sich endlich auf die mehr oder weniger klingende Staffelbezeichnung "Lokomotive Salzkammergut" einigen. Der Auftritt im fernen Tirol sollte aber für Rudi M., Franz L., Wolfgang M. sowie Robert B. nicht besonders erfolgreich ausfallen. Trotz aufopfernder Leistung bleibt den Vieren nur der 38. und letzte Platz. Ein chronikalisches Schriftstück aus dieser Zeit drückt es so aus: das beschämende Abschneiden von "Lokomotive Salzkammergut" beim Stubai-Marathon war Anlass zur Gründung des Laufvereins "Nurmis Enkel". Ob das Ganze wirklich in Zusammenhang steht, darüber ranken sich wilde Gerüchte. Wahr hingegen ist vielmehr, dass sich die Herren Herbert A.-M. und Franz L. am 1. Juli 1987 nach dem legendären Snakefinger-Konzert zu ein paar Bieren in den Linzer Posthof begeben. Konzert ist eigentlich der falsche Ausdruck. Denn es findet gar nicht statt, da Phil C. Lithman alias Snakefinger kurz vor seinem Auftritt tragischerweise verstirbt (wirklich!). Dieser Umstand wiederum, bietet aber den bereits erwähnten Herren jetzt ausreichend Zeit für tiefsinnige Gespräche. Und genau hier entsteht erstmals die vage Idee einen Verein zu gründen. Im Laufe des Abends taucht dann hin und wieder auch der Name Nurmi auf. Paavo Nurmi, das finnische Laufidol der 20er Jahre muss ja bereits für zahlreiche Assoziationen herhalten: "Ich bin doch nicht dein Nurmi" bedeutet z.B. auf gut wienerisch ungefähr soviel wie "hol dir's doch selber!". Ein gewisser Namensansatz wäre damit gemacht, aber irgendetwas fehlt noch. Die Lösung liegt in dieser Kreativphase ziemlich nahe. Man suche nach dem passenden und generationsbezogenen Verwandtschaftsgrad - fertig. "Nurmis Enkel" sind zumindest einmal als Name geboren.

Wieder daheim in Bad Ischl gehen die Gespräche munter weiter. Genauer gesagt gehen sie in der Jausenstation zur "Schwarzen Katz" weiter, einem bodenständigen Wirtshaus welches bereits seit gar nicht so langer Zeit der Gruppe um unsere beiden Namenskreatoren als Stammlokal dient. Vereinsgrundsätze werden diskutiert und so manche Logo-Idee besprochen. Als äußerst gelegen erweist sich, dass auch ein praktizierender Künstler zur Stammtischrunde zählt. Das Original - created by F. Bergmann Niemand geringerer als Franz Bergmann wird mit dem Logo-Entwurf betraut, und auch gleich mit jeder Menge Anregungen versorgt. Ein laufender Bierkrug soll's werden. Damit soll sich jeder identifizieren können und auch das Vereinsmotto zugleich zum Ausdruck gebracht werden. Eine erste Version mit einem etwas zu bauchigen Bierkrug wird optimiert und schon bald gibt es neben einem einzigartigen Namen auch ein ebensolches Logo. Apropos Logo: Genau hier taucht erstmals jener verhängnisvolle Rechtschreibfehler auf, welcher sich noch zäh durch das weitere Vereinsleben ziehen sollte. Darum an dieser Stelle noch einmal für alle zum Mitschreiben: bei "Nurmi's Enkel" gibt es kein Apostroph! Zurück zum Gründungsvorgang. Was jetzt noch fehlt sind die administrativen Schritte. Dazu gehört u.a. die Erstellung von Vereinsstatuten, welche der Einfachheit halber vom gerade ein Jahr zuvor gegründeten ortsansässigen Drachenfliegerklub übernommen werden. Geringfügige Adaptionen, wie das Streichen von Helm- und Fallschirmpflicht sind zwar notwendig, aber ansonsten ist dieses Thema schnell erledigt. Das Vorenthalten dieser üppigen Paragraphenansammlung sei an dieser Stelle gestattet!

Am 18. September 1987 schließlich, findet dann in den Räumlichkeiten der "Schwarzen Katz" die konstituierende Generalversammlung statt. Und eben dieser Gastronomiebetrieb wird logischerweise auch gleich zum zukünftigen Vereinslokal ernannt. Im Rahmen der erwähnten Sitzung folgt die Wahl des Vereinsvorstandes in der Besetzung: Obmann Franz L., Obmann-Stv. Herbert A.-M., Schriftführer Andreas L. und Kassier Wilhelm K.. Der Mitgliedsbeitrag soll für Ordentliche öS 100,- betragen, für Außerordentliche öS 50,-. Die ersten Beitrittserklärungen werden unterzeichnet und noch lange über Vereinsgrundsätze und -ziele diskutiert.

Unabhängig von diesen Gründungsaktivitäten haben die späteren Vereinsmeier bereits Anfang 1987 mit den Vorbereitungen zum Berlin-Marathon begonnen. Dieser Umstand führt dazu, dass Anfang Oktober, erst zwei(!) Wochen nach Vereinsgründung, der erste Marathon-Ausflug mit insgesamt 11 Teilnehmern erfolgen kann. Um in Berlin auch richtig aufzufallen, wird dazu noch schnell ein richtiges Nurmis-Enkel-Fan-Transparent angefertigt - und das noch dazu in der Modefarbe des Jahres: Lime.

Und was ein richtiger Verein sein will, braucht auch gewisse Accessoires wie Vereinsstempel, -leiberl und Abziehbilder. Diese Anschaffungen geschehen Anfang 1988. Genauso wie die Vorbereitungen zur 1. Vereinsmeisterschaft, die auf ideologische Weise auch wieder vom befreundeten Drachenfliegerklub (es gibt zahlreiche personelle Überschneidungen) vererbt wurde. Und eben dieser Vereinslauf ist es auch, der dem Verein alljährlich die besondere Note gibt. Nurmis Enkel sind wahrlich mehr als ein ganz normaler Verein - Nurmis Enkel sind viel mehr eine ziemlich große Familie.




Die ersten gemeinsamen Lauf-Aktivitäten:

Citylauf 1987/8

2 Teams beim Staffelmarathon in St.Gilgen anno MCMLXXXIX